Mehr Information, mehr Genauigkeit
Politik, Wirtschaft und Militär des prosperierenden Bundesstaats benötigten immer genauere Karten, um sich über die räumlichen Verhältnisse der Eidgenossenschaft zu informieren. Der «Topographische Atlas der Schweiz» (Siegfriedkarte) stillte dieses Bedürfnis. Seine insgesamt 604 Blätter erschienen zwischen 1870 und 1926 im Massstab 1:25 000/1:50 000.
1865–1879 Hermann Siegfried
1879–1882 Jules Dumur
1882–1900 Jean-Jacques Lochmann
1901–1920 Leonz Held
1921–1929 Hans von Steiger
1865–1867 Bern, Ulmenweg 6
1867–1880 Bern, Bubenbergplatz 3
1880–1890 Bern, Hochschulstrasse 6
1890–1892 Bern, Lorrainestrasse 3
1892–1904 Bern, Bundeshaus Ost
1904–1941 Bern, Hallwylstrasse 4
1866–1879
Stabsbüreau
Bureau d'état-major
1880–1882
Topographische Abtheilung
Section topographique
1883–1902
Topographisches Bureau
Bureau topographique
1903–1910
Abteilung für Landestopographie
Service topographique
1911–1952
Landestopographie
Service topographique
Servizio topografico

Die Siegfriedkarte
Die Dufourkarte war ein Meisterwerk von Vermessungstechnik und Kartografie. Im jungen Bundesstaat entstanden aber bald neue Bedürfnisse: Die boomende Wirtschaft, ein wachsendes Netz an Infrastrukturen und eine Verwaltung, die stetig neue Gebiete des menschlichen Zusammenlebens erfasste, verlangten nach immer genaueren Rauminformationen.
Bereits 1868, drei Jahre nach der Fertigstellung der Dufourkarte, schuf das Parlament die Gesetzesgrundlage für ein neues Kartenwerk, das den neuen Anforderungen gerecht werden sollte.
Der «Topographische Atlas der Schweiz», auch Siegfriedkarte genannt, zeigte die Schweiz in grösserem Massstab als die Dufourkarte: 1:25 000 (Mittelland) beziehungsweise 1:50 000 (Alpen und Jura). Damit bot er deutlich mehr Raum, um Informationen zu Geländebeschaffenheit, Siedlungsgebieten, Infrastrukturen und Felsformationen ins Kartenbild zu integrieren. Die neu eingeführten Höhenkurven und der dreifarbige Druck erhöhten die Aussagekraft des zweiten Schweizer Kartenwerks weiter.
Fixpunkte und Höhen
Die Blätter der Siegfriedkarte erschienen während eines Zeitraums von fast sechzig Jahren. In dieser Zeit veränderte sich Grundlegendes in der Eidgenössischen Landestopografie. Die Entwicklungen lassen sich mit der Steigerung der Genauigkeit und neuen technologischen Verfahren beschreiben.
Drei Basismessungen 1880/1881, die Landestriangulation LV03 (1903–1939) und zwei Nivellements (1865–1883, 1903–1927) bestimmten die Vermessungsfixpunkte und Höhen der Schweiz immer genauer.
Die stetige Verbesserung der Höhenmessungen zeigte sich auch darin, dass der Schweizer Höhenausgangspunkt im Hafen von Genf 1902 neu definiert wurde: Er «sank» von 376.86 auf 373.6 Meter über Marseiller Pegel.
Fotografische Verfahren
Wie die Höhen – die aber erst im Landeskartenwerk nach neuer Definition eingetragen wurden – wandelten sich auch die Methoden der topografischen Aufnahme.
Die Arbeit am Messtisch wich nach dem Ersten Weltkrieg mehr und mehr fotografischen Verfahren: Vom Boden aus nahmen die Topografen Stereobildpaare auf, die sie anschliessend im Büro auswerten konnten. Dieses «fotogrammetrische Verfahren» entwickelte sich in den Folgejahrzehnten zur Schlüsseltechnologie bei der Vermessung der Schweiz.
1867: Erstes Blatt der Generalkarte erscheint
Publikation des ersten Blattes (Nr. II) der Generalkarte 1:250 000.
1868: Gesetz über Fortsetzung und Publikation der Originalaufnahmen wird angenommen
Auf Drängen des Schweizerischen Alpen-Clubs wird ein Gesetz über die Fortsetzung und die Publikation der Originalaufnahmen angenommen.
1870: Erste Blätter der «Siegfriedkarte» erscheinen
Publikation der ersten 13 Blätter des Topographischen Atlas 1:25'000 und 1:50 000, genannt «Siegfriedkarte».
1878: Publikation der Übersichtskarte
Publikation der Übersichtskarte 1:1 Mio.
1879: Siegfried berechnet die Höhe des Fixpunktes R.P.N. in Genf
Hermann Siegfried berechnet die Höhe des Fixpunktes R.P.N. in Genf als Ausgangspunkt der Höhenmessung auf Grund der Präzisionsnivellemente (aber mit der alten Referenzhöhe des Chasserals aus dem Jahr 1840) zu 376,86 m ü. M. (auch bekannt als «alter Horizont»). Dieser Wert gilt für alle publizierten Blätter der «Siegfriedkarte».
1880: Basismessung von Aarberg
Der spanische General Ibañez führt im Rahmen der mitteleuropäischen Gradmessung die Basismessung von Aarberg durch.
1887: Erste Karten mit Reliefschattierung
Erstmals werden Karten mit Reliefschattierung publiziert (Blätter Oberland I und Jaun-Thun 1:50 000).
1898: Untersuchungen der Landesgrenze in vermessungstechnischer Hinsicht
Beginn der systematischen Untersuchungen der Landesgrenze in vermessungstechnischer Hinsicht.
1903: Erstes Landesnivellement
Beginn des so genannten ersten Landesnivellements (bis 1927).
1903: Winkeltreue, schiefachsige Zylinderprojektion für die Vermessung der Schweiz
Max Rosenmund schlägt die winkeltreue, schiefachsige Zylinderprojektion für die Vermessung der Schweiz vor (= CH1903).
1909: Bundesbeschluss betreffend die Grundbuchvermessung
Bundesbeschluss betreffend die Grundbuchvermessung (im Zusammenhang mit dem ab 1912 geltenden Zivilgesetzbuch).
1910: Umarbeitung von Lithografiesteinen auf Kupferplatten
Beginn der Umarbeitung von Gebirgsblättern von Lithografiesteinen auf Kupferplatten.
1912: Offsetdruck wird eingeführt
Der Offsetdruck wird eingeführt. Die erste hauseigene Offsetmaschine ist von der Firma George Mann in Leeds (UK).
1912: Schweizerisches Zivilgesetzbuch tritt in Kraft
Das Schweizerische Zivilgesetzbuch tritt in Kraft. Es verlangt die Einführung eines eidgenössischen Grundbuches mit zugehörigen Plänen.
1913: Petition für eine Karte 1:25'000
Petition der Schweizerischen Geologischen Kommission an den Bundesrat für eine Karte 1:25'000 des ganzen Landes.
1926: Erste Piloten angestellt
Die ersten Piloten werden angestellt. Schrägaufnahmen werden aus dem offenen Flugzeug des Typs «Zepp C.II» von freier Hand gemacht. Von der Firma Zeiss werden die benötigten Instrumente zur Verfügung gestellt.
1926: Einführung der terrestrischen Fotogrammetrie
Die terrestrische Fotogrammetrie wird im Alpengebiet definitiv eingeführt. Zwei Stereoauswertegeräte und vier Kameras der Firma Wild werden beschafft.
1926: Letztes Blatt der Siegfriedkarte erscheint
Von der Siegfriedkarte sind total 604 Blätter erschienen, als letztes Blatt erscheint 274bis Gaschurn.
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