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Veröffentlicht am 8. Mai 2023

Auf Datensuche im Untergrund

Der Untergrund ist ein weitgehend unbekannter Raum – und er dient als Wärmequelle. Das Bundesamt für Energie fördert Projekte, welche die Geothermie vorantreiben. Dabei gewinnt man Geodaten, die für swisstopo zukunftsweisend sind.

Die Erde birgt Wärme. Unter der Oberfläche nimmt die Temperatur mit jedem Kilometer um rund 30 Grad Celsius zu. Bei einer Tiefe von vier Kilometern zeigt das Messgerät rund 130 Grad Celsius an. Die vorhandene Wärme ist eine kostbare Ressource: Sie lässt sich als erneuerbare Energie nutzen. Die Geothermie passt somit gut zur Strategie des Bundes, die vorgibt, dass die Schweiz bis 2050 eine klimaneutrale Energieversorgung haben soll. Die Erschliessung entsprechender Quellen stellt die Fachwelt aber vor Herausforderungen, denn der Untergrund wurde in der Schweiz bisher nur beschränkt erkundet. Seine Nutzung birgt Risiken.

Um an Daten heranzukommen, braucht es geophysikalische Untersuchungen und Bohrungen. «Diese sind jedoch aufwendig, teuer und garantieren noch keinen Erfolg», sagt Christian Minnig, der als Fachspezialist erneuerbare Energien beim Bundesamt für Energie (BFE) tätig ist. Um Risiken zu reduzieren, beteiligt sich das BFE deshalb mit Erkundungsbeiträgen an Geothermieprojekten.

Wissen erweitern

Die Subventionsgesuche werden von einem Expertenteam sorgfältig geprüft. Mit am Tisch sitzen Fachleute unterschiedlicher Disziplinen von Universitäten, Kantons- und Bundesbehörden sowie vom Schweizer Markt unabhängige Spezialistinnen und Spezialisten aus der Industrie. Auch Robin Allenbach, der bei swisstopo als Experte für Geoenergie zuständig ist, vertieft sich in die Dossiers, um abzuwägen, ob der im Gesuch vorgegebene Projektplan die notwendigen Resultate in Aussicht stellt. Das Bundesamt für Landestopografie spielt noch eine weitere wichtige Rolle: Die im Rahmen von subventionierten Erkundungsprojekten gewonnen Daten werden von swisstopo systematisch erfasst. «Wir können diese vielseitig nutzen, um das Wissen über den Untergrund zu erweitern», erklärt Robin Allenbach.

Risiken erkennen

Das BFE hat bisher zehn Subventionsgesuche bewilligt. Darunter ein ambitioniertes Vorhaben des Energieversorgers «Services Industriels de Genève». Das Projekt ist in die kantonale Energiestrategie eingebettet und hat zum Ziel, bis 2050 insgesamt 30 Prozent des Wärmebedarfs im Kanton Genf durch Geothermie abzudecken. Weitere Gesuche werden zurzeit geprüft. Es fällt auf, dass die Westschweiz und der Jurasüdfuss aufgrund ihrer geologischen Situationen für die Geothermie von besonderem Interesse sind.
Das neu gewonnene Know-how ist nicht nur für Folgeprojekte im Bereich der Geothermie wichtig, sondern generell für die Nutzung des Untergrunds. Je mehr Informationen über den Raum unter der Oberfläche vorhanden sind, desto besser lassen sich Risiken und Chancen erkennen.

Daten als Ressource

Die aus den Bohrungen gewonnenen Daten werden jeweils in standardisierter Form an swisstopo übermittelt. «Sie liefern uns unter anderem Informationen über geologische Schichten», so Robin Allenbach. Das Bundesamt für Landestopografie erstellt daraus beispielsweise digitale Temperaturmodelle sowie 3D-Modelle, um die Strukturen im Untergrund darzustellen. Zudem stellt swisstopo das Datenmaterial, das bei den subventionierten Geothermie-Erkundungsprojekten zutage gefördert wird, nach Ablauf einer Frist öffentlich zur Verfügung. In Anspruch genommen wird es schliesslich von öffentlichen und privaten Einrichtungen, Behörden sowie der Wissenschaft.
Im Hinblick auf die Energiestrategie werden somit auch Daten zu einer Ressource: «Die digitale Transformation ist eine Voraussetzung, damit wir wichtige Energie- und Klimaziele erreichen können», betont Christian Minnig. Sie bekommt somit ein bedeutendes gesamtgesellschaftliches Gewicht.

Aktionsplan zur Digitalisierung

swisstopo koordiniert im Auftrag des Bundesrats die Massnahmen zur Digitalisierung des geologischen Untergrunds in der Schweiz. Der Aktionsplan hat zum Ziel, flächendeckend digitale und harmonisierte geologische Daten bereitzustellen. Zu diesem Zweck arbeiten Bund, Kantone, Privatwirtschaft und Hochschulen eng zusammen. Der Aktionsplan soll bis 2029 abgeschlossen sein und eine optimale Planung sowie Nutzung des Untergrunds ermöglichen.

Bundesamt für Landestopografie swisstopo

Ressort Kommunikation und Web
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