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Veröffentlicht am 2. Mai 2022

Ein Schatz gehört in gute Hände

Nicole Jabrane und ihr Team hauchen dem historischen Landschaftsgedächtnis der Schweiz neues Leben ein. Die Leiterin Bildsammlung sorgt dafür, dass Fotos aus vergangener Zeit zukunftstauglich gemacht werden.

Schaffhausen, Glarus oder Saas-Fee: Diese und viele weitere Ortsbezeichnungen entdeckt man in der Bildsammlung von swisstopo. In zahlreichen Holz- und Metallkisten lagern rund eine halbe Million Fotos, die seit dem Ende des 19. Jahrhunderts von Mitarbeitenden des Bundesamts für Landestopografie gemacht wurden. Das Material diente unter anderem als Basis für die Landeskarten. Es sind analoge Bilder, die zu Beginn der Landesvermessung in abenteuerlicher Manier im Gelände entstanden sind. Beim Grossteil handelt es sich jedoch um Fotos, die der Flugdienst von swisstopo seit den 1920er-Jahren geschossen hat. «Dieser Schatz ist Teil des historischen Landschaftsgedächtnisses der Schweiz», sagt Nicole Jabrane. Die Leiterin Bildsammlung sorgt mit ihrem Team dafür, dass die einzigartigen Momentaufnahmen erhalten bleiben. Jedes analoge Objekt wird in sorgfältiger Handarbeit erfasst, gereinigt und konserviert. Es ist eine Art Rettungsaktion: «Würden wir diese Arbeit nicht leisten, gäbe es Elemente der Sammlung bald nicht mehr», so Nicole Jabrane.

Sensible Bilder

Die Konservierungs- und Restaurierungsspezialistin hat ihre Arbeit bei swisstopo 2010 aufgenommen. Kurz zuvor bewilligte der Bundesrat einen Massnahmenplan, um die historische Bildsammlung vor der Zerstörung zu bewahren. Bis zu diesem Zeitpunkt lagen die Bilder in den Kisten brach und waren zunehmend bedroht. «Fotos sind im Vergleich zu Papierdokumenten viel sensibler», erklärt sie. Früher dienten Glasplatten oder Kunststofffilme als sogenannte Träger für die Bildinformation. Ihre Lebensdauer ist jedoch beschränkt. Je schlechter die Lagerungsbedingungen, desto schneller verläuft der Prozess.

Genauigkeit und Ausdauer

Die Konservierung erfolgt je nach Trägermaterial unterschiedlich. Glasplatten beispielsweise werden mit einem Ziegenhaarpinsel und mit einem Lösungsmittel gereinigt. Nebst dem Originalnegativ säubern die Verantwortlichen auch jeden Papierabzug. Das heisst: Pro Aufnahme müssen jeweils zwei Objekte konserviert werden. Zu Beginn der Aktion wurden nicht etwa die ältesten Fotos bearbeitet, sondern jene Bestände, die unmittelbar bedroht waren: «Die Bilder aus den 1930er- und 1940er-Jahren, die auf der Basis von Kunststofffilmen entstanden sind, konnten wir sozusagen in letzter Minute retten», sagt Nicole Jabrane. Hätten wir ein, zwei Jahre zugewartet, wäre ein grosser Teil dieser Dokumente verloren gegangen. Die Leiterin Bildsammlung und ihr Team benötigen für diese anspruchsvolle Tätigkeit viel Ausdauer, denn die Bearbeitung der alten Materialien erfordert Sorgfalt und Genauigkeit.

Digital erschliessen

Um den gesamten Fundus an Bildern der Öffentlichkeit zugänglich zu machen, erfolgt nach der Erfassung, Reinigung und Konservierung die Digitalisierung. Jedes Objekt wird gescannt und mit den entsprechenden Bildinformationen in einem eigens dafür konzipierten System erfasst. Dieses hat Nicole Jabrane zusammen mit den IT-Fachleuten im Haus entwickelt. «Die interdisziplinäre Zusammenarbeit, die wir bei swisstopo pflegen, ist für meine Arbeit wichtig», betont sie. Denn für die Erhaltung und Bereitstellung der Bildsammlung müsse man auf modernste Technik setzen. Das gilt ebenso für die zukünftige Aufbewahrung der Fotos. Ihr Überleben kann nur gesichert werden, wenn sie in sauberen Räumen mit passender Temperatur und Luftfeuchtigkeit gelagert werden.

Fürsprecherin der Bildsammlung

Als Fürsprecherin der historischen Bildsammlung setzt sich Nicole Jabrane beharrlich für die Rechte dieser «fragilen Medien» ein. Die Sammlung hat einen hohen Wert: Sie zeigt auf, wie sich die Landschaft und Siedlungen im Lauf der Zeit verändert haben und liefert deshalb wichtige Impulse für die Zukunft. Nicole Jabrane verbindet in ihrer Funktion als Teamleiterin planerische, organisatorische und personelle Elemente mit praktischer Konservierungs- und Restaurierungstätigkeit. «Es ist eine erfüllende Aufgabe», findet sie. 

Auf eine Zeitreise gehen

Die Bildsammlung von swisstopo umfasst Landschaftsaufnahmen sowie dokumentarische und technische Fotografien. Die Erfassung und Digitalisierung der Sammlung ist bereits fortgeschritten. swisstopo gewährt der Öffentlichkeit kostenlos Zugang zu diesem historischen Schatz: zum Beispiel als Zeitreise, als Fotomosaik oder in Form von Einzelbildern.

Weitere Informationen

Bundesamt für Landestopografie swisstopo

Ressort Kommunikation und Web
Seftigenstrasse 264
3084 Wabern