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Veröffentlicht am 24. März 2025

Verborgene Details in den Karten: Seetiefen

Wer aufmerksam in die topografischen Karten der Schweiz blickt, entdeckt spannende Details – auch unter der Wasseroberfläche. Die blauen Höhenlinien in Seen erzählen Geschichten von verborgenen Tiefen und manchmal auch von menschlichen Eingriffen in die Natur.

Landschaft beim Arnesee

Stellen Sie sich vor: Ein strahlend blauer Himmel, saftig grüne Wälder und ein kristallklarer Bergsee, der nur darauf wartet, von Ihnen entdeckt zu werden. Klingt das nach dem perfekten Wandertag? Dann lassen Sie uns gemeinsam einen Ausflug zum wunderschönen Arnesee unternehmen – und dabei lernen, wie Sie Ihre Karte optimal nutzen und ihr auch verborgene Details entlocken.

Schauen Sie sich dazu auch das Video von Elisa und Oli an und lernen Sie wichtige Signaturen bei Wanderungen am See kennen.

Seespiegelhöhe

Der Arnesee, versteckt im Saanenland, ist ein wahres Highlight für Wanderer und Naturliebhaber und auch ein Ausgangspunkt für Touren ins benachbarte Pays d’Enhaut oder nach Les Diablerets. Der Arnesee ist ein Stausee und sein Spiegel liegt auf 1'541 m, erkennbar an der blauen, unterstrichenen Zahl.

Kartenausschnitt Arnesee Saanenland

Die Karte verrät aber noch mehr. Die braunen Dreiecke, Schraffen genannt, am Ende des Sees zeigen eine Böschung. Es ist dies der Erdwall, der hier aufgeschüttet wurde. Ist der Arnesee nun ein Stausee? Ja und nein. Der 1942 fertig gestellte, 17 m hohe Erdschüttdamm bewirkte, dass der Arnesee zur Stromerzeugung genutzt werden kann. In der alten Karte von 1938 erkennt man, dass es den Arnesee bereits damals als natürlichen See gab und er etwas kleiner ist. Für Detektive bietet die Karten-Zeitreise eine unglaubliche Fülle an solchen spannenden Informationen.

(Zeitreise auf map.geo.admin.ch: Karten der Schweiz - Schweizerische Eidgenossenschaft - map.geo.admin.ch)

Was die Seekontur in der Karte verrät

Wer die Karte noch etwas genauer betrachtet, findet ein weiteres spannendes Detail. Die Kontur des Arnesees ist nicht, wie sonst üblich, eine durchgezogene, kontinuierliche Linie. Die Kontur ist gepunktet. Das Seeufer wird bei Seen mit stark wechselndem Wasserstand gepunktet dargestellt, um gewieften Karten-Spezialisten zu signalisieren, dass sich das Ufer hier nicht immer am gleichen Ort befindet.
Hier schliesst sich der Kreis: der Arnesee ist durch den Damm ein Gewässer, das reguliert werden kann und daher kann sich auch der Wasserstand verändern. So wird auch klar, dass die Tiefe und die Seespiegelhöhe variieren können. Die Werte in der Karte sind also in diesem Fall Durchschnittswerte.

Signatur See mit wechselndem Wasserstand
See mit stark wechselndem Wasserstand

Tiefen und Höhenlinien im See

Signatur See, Seespiegelhöhe, grösste Tiefe
Die grösste Tiefe ist bei ausgewählten Seen in der Karte mit einer Zahl und einem senkrechten Pfeil nach unten angegeben. Wo dies nicht der Fall ist, kann die ungefähre Tiefe des Sees trotzdem ermittelt werden. Wie auch sonst im Gelände, kann die Höhe ebenfalls in Seen anhand der Höhenlinien ermittelt werden.

Die braunen Höhenlinien des Geländes setzen sich nämlich im See in blauer Farbe fort. Östlich des Sees (rechts) sehen Sie eine etwas dickere Zählkurve im Gelände (braun dargestellt) auf 1600 m. Etwas weiter links im See befindet sich ebenfalls eine Zählkurve (blau dargestellt). Diese verläuft auf 1500 m über Meer. Wenn nun der Seespiegel auf 1541 m über Meer ist, kann davon ausgegangen werden, dass der Arnesee mindestens 41 m tief ist.

Kartenausschnitt Arnesee Saanenland

Zählkurven und Höhenkoten

Höhenlinien zu zählen, ist etwas umständlich und die Fehlerquote ist hoch. Deswegen gibt es die sogenannten «Zählkurven» und die Höhenkoten. Zählkurven und Höhenkoten vereinfachen das Abschätzen oder Berechnen von Höhenunterschieden – im See und im Gelände. Höhenkoten markieren Punkte einer definierten Höhe. Typischerweise sind das Hügel, Berge, Senken oder auch Dorfplätze; Kreuzungen o.ä. Zählkurven hingegen sind nichts anderes als normale Höhenkurven, welche alle 100 m etwas dicker dargestellt sind.

Erfahren Sie mehr über Höhenkurven im Allgemeinen im Beitrag: Höhenlinien: Das Geheimnis der Geländeformen

Seebodenpunkt

Höhenkoten Seen
Höhenkoten in Seen sind nicht Tiefenpunkte, wie manchmal fälschlicherweise verstanden. Sondern sie geben an, wie viele Meter über Meer der entsprechende Punkt auf dem Grund des Sees liegt. Deshalb auch Seebodenpunkt genannt.

Denken Sie daran: Jedes Symbol, jede Linie auf Ihrer Karte erzählt eine Geschichte über das Gelände. Je besser Sie diese Sprache verstehen, desto einfacher fällt Ihnen die Orientierung.

Hand aufs Herz: Hätten Sie gedacht, dass in unseren schweizerischen Landeskarten so viele Informationen enthalten sind?

Kartenlesen ist in!

Kartenlesen ist nicht nur eine nützliche Fähigkeit für alle Outdoor-Begeisterten, sondern auch hilfreich in der Planung. Mit ein bisschen Übung und den richtigen Informationen können Sie Ihre Ausflüge noch besser gestalten und dabei Ihren Freundeskreis mit Sachkenntnis beeindrucken. Zudem gehören unsere berühmten Schweizer Landeskarten zu den detailliertesten und genausten der Welt. Übrigens: es spielt keine Rolle ob Sie die swisstopo-Karte auf dem Smartphone oder als Papierkarte verwenden, denn die Legende ist überall dieselbe.

Sie möchten mehr wissen? Weitere Informationen finden Sie in der Zeichenerklärung (man kann auch sagen «Legende») zu allen Karten von swisstopo: Kartenlesen | swisstopo Online Shop (admin.ch)

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