Als der Computer die Landestopografie eroberte
«Die Zukunft beginnt in jedem Augenblick» – so der Titel einer Online-Ausstellung von swisstopo. Sie beleuchtet die Geschichte der Digitalisierung und lässt Zeitzeugen zu Wort kommen, die Pionierarbeit geleistet haben.
Die Landesvermessung ist ein Metier für kluge Köpfe. Spezialistinnen und Spezialisten schlagen sich tagtäglich mit Daten und mathematischen Grössen herum. «Manche Leute haben früher monatelang nichts anderes gemacht als zu rechnen», weiss Lukas Gerber, der bei swisstopo als Teilprozessleiter Geschichte und Archive tätig ist. Die für ein Kartenblatt nötigen Berechnungen erforderten früher viel geistige Fleissarbeit, da man nicht auf Computer zurückgreifen konnte. Stattdessen nutzten die Mitarbeitenden des Bundesamts für Landestopografie mechanische Geräte, beispielsweise Rechenwalzen oder -schieber und kreierten sogar selbst eine mechanische Ausgleichsmaschine. Diese aussergewöhnlichen Arbeitsinstrumente entdeckt man in einer Online-Ausstellung von swisstopo, die den technologischen Fortschritt zwischen 1960 und 1980 beleuchtet.
Lochkarten als Datenspeicher
Es ist eine Epoche, die beim Bundesamt für Landestopografie eine fundamentale Wende einläutet: den Beginn der Digitalisierung. Mitarbeitende von swisstopo sind tief in die Archive gestiegen, um den Übergang vom mechanischen ins digitale Zeitalter zu dokumentieren. «Ich bin bei der Durchsicht auf interessante Objekte gestossen», schildert Archivkoordinatorin Beatrice Winter. Darunter auch Lochkarten aus Karton, die zu den ältesten EDV-Akten zählen und damals als Datenspeicher gedient haben. Aufschlussreich war für die Ausstellungsmacher auch die Lektüre alter Ausgaben der Mitarbeitendenzeitung vom Bundesamt für Landestopografie. In der Zeitschrift wurde fleissig über die Verwendung der ersten elektronischen Rechner berichtet. Dabei sei eine Sache klar geworden: «Einzelne Personen haben damals Pionierarbeit geleistet», so Felix Frey, der die Ausstellung als historischer Fachexperte mitgestaltet hat.
Zeitzeugen berichten
Diese «Zeitzeugen» erhalten in der Online-Ausstellung eine Plattform: In Kurzvideos berichten ehemalige Ingenieure wie Dieter Schneider oder Erich Gubler, der später zum Direktor ernannt wurde, wie elektronische Rechner die Vermessung beeinflusst haben. Ihre Erinnerungen und Äusserungen ermöglichen einen interessanten Rückblick auf die Geschichte der Digitalisierung - «ganz besonders, da das Thema bisher kaum erforscht wurde», betont Lukas Gerber. Die Zeitzeugen hätten somit wesentlich zum Gelingen der Ausstellung beigetragen.
Technologische Zeitreise
Besucherinnen und Besucher können sich in der Ausstellung scrollend auf eine Zeitreise begeben und interaktiv ihr Wissen testen: Jedes Rätsel wird aufgelöst – und überrascht mit erhellenden Informationen, die den Horizont erweitern. Der Titel «Die Zukunft beginnt in jedem Augenblick» wurde übrigens bereits 1981 in der Mitarbeitendenzeitung verwendet. Er hat bis heute Gültigkeit. Es ist somit selbsterklärend, dass die Ausstellung fortgesetzt wird: Teil zwei wird der Epoche von 1980 bis 2000 auf den Grund gehen und im September 2023 online sein. Ein dritter Teil soll 2024 an die Gegenwart anschliessen. Das Gesamtpaket wird laufend mit Podcasts ergänzt. Aus der Geschichte entstehen spannende Geschichten.
Schätze digitalisieren
swisstopo schützt historische Schätze mit modernster Technologie: So wird derzeit die analoge Karten- und Bildsammlung in einem aufwendigen Prozess digitalisiert. Das historische Landschaftsgedächtnis der Schweiz bleibt der Nachwelt somit erhalten.
Weitere Informationen
Bundesamt für Landestopografie swisstopo
Seftigenstrasse 264
3084 Wabern



