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Veröffentlicht am 22. April 2025

Das schweizerische Katastersystem – das unsichtbare Fundament unseres Grundeigentums

Das schweizerische Katastersystem sorgt für Klarheit: Es schützt Grundeigentum, schafft Transparenz und garantiert Rechtssicherheit – ein weltweit einzigartiges Modell.

Amtliche Vermessung, Grundbuch und öffentlich-rechtliche Eigentumsbeschränkungen, kurz ÖREB – alles sperrige Begriffe, die nach viel Bürokratie klingen. Doch dahinter steckt das Fundament unserer Grundeigentumssicherheit – und damit ein Stück gelebte Demokratie. Die Rede ist vom schweizerischen Katastersystem. Ob beim Hauskauf, beim Bau eines Gartenzauns oder bei der Planung einer neuen Strasse – dank dem Katastersystem ist klar, wem was gehört und wo welche Rechte gelten.

Viele nehmen es im Alltag nicht wahr, doch das Katastersystem betrifft uns alle.
Christoph Käser, Leiter Amtliche Vermessung und ÖREB-Kataster beim Bundesamt für Landestopografie

Doch wie funktioniert das genau? Christoph Käser, Leiter Amtliche Vermessung und ÖREB-Kataster bei swisstopo, klärt auf: «Das schweizerische Katastersystem setzt sich aus den Pfeilern amtliche Vermessung, Kataster der öffentlich-rechtlichen Eigentumsbeschränkungen, Grundbuch und Leitungskataster zusammen.» Die amtliche Vermessung erhebt die Geodaten, um Veränderungen an Grundstücksgrenzen, bei Gebäuden und weiteren Objekten festzuhalten. Sie unterliegt der Nachführungspflicht, da sich die räumlichen Verhältnisse laufend ändern. Diese Daten bilden einen Teil des Grundbuches, das Eigentumsverhältnisse sowie Rechte und Lasten wie zum Beispiel Wegrechte oder Hypotheken dokumentiert. Dieses wird heute vorwiegend digital geführt, ist aber auch noch in Papierform angelegt. Und: Die im Grundbuch enthaltenen Informationen sind zu einem Teil öffentlich und können auch ohne Nachweis eines Interesses eingesehen werden. Doch je nach Kanton gibt es Ausnahmen: Wer in der Öffentlichkeit steht, zum Beispiel Politikerinnen oder Manager, kann beantragen, dass sein Name und sonstige Angaben nicht im öffentlichen Teil des Grundbuches aufgeführt werden, sagt Käser.

Ein weltweit einzigartiges System

Ergänzend zeigt der Kataster der öffentlich-rechtlichen Eigentumsbeschränkungen, welche Bauvorschriften, Gewässerschutzperimeter oder anderen öffentlich-rechtlichen Regelungen für ein Grundstück gelten. Der Leitungskataster wiederum erfasst unter- und oberirdische Infrastrukturen wie Wasser-, Strom- oder Gasleitungen. Wer ein Haus bauen will, sieht im ÖREB-Kataster die geltenden Vorschriften, klärt im Grundbuch die Eigentumsverhältnisse und vermeidet mit dem Leitungskataster kostspielige Schäden bei Bauarbeiten. Gemeinsam ergeben diese Pfeiler ein System, das die Rechtssicherheit garantiert, das Eigentum schützt und für Transparenz und Planungssicherheit sorgt. «Die Informationen im Katastersystem sind amtlich und verbindlich», erklärt Christoph Käser. Das heisst, der Staat garantiert die Eigentumssicherheit und haftet für Schäden, die aus falschen Katasterinformationen entstehen.

Das Schweizer System sei weltweit einzigartig, sagt Käser. In vielen anderen Ländern gibt es zwar ein Grundbuch, doch es dient meist nur steuerlichen Zwecken, nicht der Eigentumssicherung. Das kann zu absurden Situationen führen: Eigentümer müssen teils aufwendig beweisen, dass ihnen ihr eigenes Grundstück gehört. In der Schweiz? Undenkbar.

Verlässlichkeit und Stabilität

Das schweizerische Katastersystem ist auch für die Wirtschaft essenziell: Es sichert und dokumentiert Eigentumsrechte sowie Hypothekarkredite – im Jahr 2022 waren es über 1141 Milliarden Franken. Damit schafft es Transparenz auf dem Grundstücksmarkt und bildet die Grundlage für Investitionen. Unternehmen und Privatpersonen können dank verlässlicher Daten planen, Finanzierungen sichern und Bauprojekte realisieren. So trägt das Katastersystem wesentlich zur Stabilität und Entwicklung der Schweizer Wirtschaft bei.

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