Veröffentlicht am 13. August 2024

Geografische Namen der Schweiz

2'676’315 / 1'180’580 oder Titlis? Um einen Standort zu bestimmen, verwenden die Menschen vorwiegend geografische Namen. Solche Namen sind in den Karten und Anwendungen von swisstopo von zentraler Bedeutung. Zu diesem Thema erhalten wir dementsprechend auch regelmässig Anfragen. Geografische Namen werden von verschiedenen Akteuren festgelegt. swisstopo trägt sie anschliessend im Rahmen der Landesvermessung zusammen.

Luftbild von Interlaken mit überlagerten geografischen Namen

Verwendung von geografischen Namen

Der Begriff "geografische Namen" umfasst die Namen von Ortschaften und topografischen Objekten. Dazu gehören Siedlungen, Einzelobjekte (z. B. Schlösser, Berghütten, Kapellen, Spitäler), Strassen und Verkehrsanlagen (z. B. Bahnhöfe, Bushaltestellen, Brücken, Tunnels, Flugplätze), Flurnamen, naturräumliche Einheiten und Objekte (z. B. Landschaften, Täler, Gletscher, Berge), Gewässer oder administrative Einheiten.

Bestimmung der offiziellen geografischen Namen

Die Verordnung über die geografischen Namen legt die Zuständigkeiten für die Erhebung, Bestimmung, Aktualisierung und Verwaltung von geografischen Namen fest. Sie definiert verschiedene Namenskategorien und regelt die Zuständigkeiten sowie Prozesse für die entsprechenden Kategorien. Die lokalen Behörden (Kanton, Gemeinde) nehmen bei der Festlegung der geografischen Namen eine zentrale Rolle ein. Für die Namensgebungen von Gemeinden, Ortschaften (im postalischen Sinn), Strassen und Stationen (ÖV-Haltestellen) gibt es behördliche Verfahren. swisstopo übernimmt in diesem Prozess vor allem Koordinations- und Beratungsaufgaben oder gibt Empfehlungen zur Schreibweise solcher Namen ab.

Geografischen Namen in den Karten von swisstopo

swisstopo verwaltet die geografischen Namen in erster Linie für die Anfertigung der Landeskarten. Diese Namen sind im Topografischen Landschaftsmodell (TLM) gespeichert – einer grossen Datenbank, die als Grundlage für zahlreiche Anwendungen dient. Die über 430000 Einträge, welche zurzeit im TLM gespeichert sind, bilden die geografischen Namen der Landesvermessung. Interessierte können diese Sammlung im Datensatz swissNAMES^3D kostenlos herunterladen. swisstopo versorgt das TLM vor allem mit geografischen Namen, die von den Kantonen in der amtlichen Vermessung festgelegt wurden sowie mit offiziellen Namen, die ein behördliches Verfahren durchlaufen haben. Die Datenbank wird schliesslich noch mit spezifischen Namen aus der Landesvermessung – zum Beispiel grosse Natur- und Landschaftseinheiten – und wichtigen Namen aus älteren Landeskarten vervollständigt.

Für die Produktion der Landeskarten in den verschiedenen Massstäben wird jeweils eine passende Auswahl von Namen aus dem TLM verwendet. Kartografische Regeln definieren die Platzierung, Farbe oder Schriftgrösse der Namen. In den Legenden der Landeskarten sind zusätzliche Informationen zu diesem Thema vorhanden. Darüber hinaus werden die geografischen Namen aus dem TLM auch für die Suche in der mobilen swisstopo-App oder im Kartenviewer map.geo.admin.ch genutzt.

Standardsprache oder Dialekt

Für die Siedlungsgebiete übernimmt swisstopo die durch behördliche Verfahren bestätigten Namen. Diese offiziellen Namen sind zumeist in der Standardsprache geschrieben. Für andere Orte und topografische Objekte (z.B. Gipfel, Pässe, weitere Lokalnamen) wird die Schreibweise aus den Flurnamen der amtlichen Vermessung verwendet. Diese Namen orientieren sich sehr häufig am Dialekt. Deshalb findet man auf den Landeskarten manchmal ähnliche Namen in Dialekt und Standardsprache nebeneinander platziert. In den FAQ’s sind einige Beispiele aufgeführt.

Die Frage "Standardsprache oder Dialekt" begleitete das Bundesamt für Landestopographie schon während seiner gesamten Geschichte – wie der Artikel Karten und das «sprachliche Schicksal der Schweiz» zeigt.

Mehrsprachigkeit

Eine Besonderheit bei geografischen Namen in der Schweiz ist die Mehrsprachigkeit. Für ein und dasselbe Objekt können in den verschiedenen Sprachen unterschiedliche Namen vorkommen. In den Karten findet man mehrere Namen nur in Kontaktgebieten von Sprachregionen. Die Mehrsprachigkeit betrifft vor allem die Siedlungsnamen und Namen von speziellen topografischen Objekten (typischerweise Berggipfel). In einigen Fällen werden auch unterschiedliche Namen in der gleichen Sprache geführt. In den FAQ’s sind einige Beispiele dargestellt.

FAQ geografische Namen

Die Mehrheit der Namen in den Karten stützen sich auf Daten von Kantonen und Gemeinden. swisstopo bestimmt diese Namen und deren Schreibweise nicht selbst, sondern trifft lediglich eine Auswahl der für die Landesvermessung relevanten Namen. Sie können uns Ihre Anfragen zustellen. Unser Revisionsdienst wird diese im Anschluss überprüfen. In vielen Fällen werden wir Ihnen empfehlen, Ihre Änderungswünsche an die zuständigen Gemeinden zu richten.
Mehrsprachige Namen können in den Landeskarten auf drei Arten erscheinen.
- Die mit Schrägstrich ( / ) getrennte Namen stehen für zweisprachige Ortschaften. Diese Namen wurden von kommunalen und kantonalen Behörden beschlossen. Neben Biel/Bienne und Bosco/Gurin ist dies noch bei einigen Ortschaften im Kanton Graubünden der Fall.
- Für Siedlungen in Kontaktgebieten von Sprachregionen führt die Landeskarte – zusätzlich zum offiziellen Namen der vor Ort gesprochenen Sprache (sog. "Endonym") – in magerer Schrift auch anerkannte Exonyme (Namen in einer Sprache, die vor Ort traditionell nicht gesprochen wird). Sie repräsentieren den üblichen Namen aus Sicht der anderen Sprache. Diese Namen haben jedoch keinen offiziellen Charakter.
- Bei Bergnamen werden oft mehrere Endonyme in verschiedenen Sprachen (z.B. Becca d'Audon und Oldehore) oder sogar in der gleichen Sprache (z.B. Bietenhorn und Schwarzbirg) dargestellt.
Die Siedlungsnamen richten sich nach dem amtlichen Ortschaftsverzeichnis (im postalischen Sinn) und nicht nach den Gemeinden. Jede Ortschaft wird anhand der Einwohnerzahl in eine Kategorie eingeteilt. Die Schriftgrösse ist schlussendlich von der Einwohnerkategorie abhängig. Die Gemeinde Köniz ist beispielsweise in verschiedene Ortsteile unterteilt, die jeweils in derselben Kategorie liegen (Köniz, Liebefeld, Spiegel, Wabern, Niederwangen, Schliern, Thörishaus, Niederscherli – alle zwischen 2000 und 10000 Einwohner). Sie werden daher alle mit der gleichen Schriftgrösse dargestellt. Der Gemeindename unterscheidet sich dadurch, dass er nicht kursiv, sondern gerade geschrieben wird (für die Massstäbe 1:50000 und grösser).
Für die Schreibweise der Siedlungsgebiete werden verschiedene Quellen verwendet. Dies sind die amtlichen Ortschafts-, Strassen und Adressenverzeichnisse sowie die offiziellen Stationsnamen. Die dort festgelegten Namen haben Genehmigungsverfahren durchlaufen und gelten als offiziell und verbindlich. Sie folgen meist der Standardsprache. Das Ziel ist es, die Nutzung dieser Namen auf nationaler Ebene zu erleichtern und Missverständnisse zu vermeiden.
Für Siedlungsnamen wird die Standardsprache bevorzugt. Der Dialekt findet sich vor allem bei Lokalnamen und topografischen Objekten (z.B. Gipfel, Pässe). swisstopo stützt sich hier auf die Flurnamen der amtlichen Vermessung, die von den Gemeinden festgelegt und je nach Kanton von der kantonalen Nomenklaturkommission genehmigt werden. Für Flurnamen wird häufig der Dialekt verwendet und eine Schreibweise gewählt, die der gesprochenen Sprache nahekommt. swisstopo übernimmt seit einigen Jahren systematisch die Schreibweise dieser Flurnamen. Ihre Aufnahme in die Karten erfolgt danach schrittweise, was den Eindruck erwecken kann, dass die Schreibweisen im Dialekt in unseren Karten zunehmen.
Für Siedlungen übernimmt swisstopo die Namen, die aufgrund der behördlichen Verfahren als offiziell anerkannt gelten und meist in der Standardsprache geschrieben werden. Für andere Ortsnamen und topographische Objekte (z. B. Gipfel, Pässe) wird die Schreibweise der Flurnamen von der amtlichen Vermessung verwendet, die sich sehr oft am Dialekt orientieren. Deshalb findet man in den Landeskarten manchmal ähnliche Namen in Dialekt und Standardsprache nebeneinander platziert. Diese Situation ist vor allem in der Landeskarte 1:10000 bei sehr kleinen Örtlichkeiten zu beobachten. In den kleineren Massstäben sind nur die Siedlungsnamen vorhanden.
Im Topografischen Landschaftsmodell werden die Flur- und Siedlungsnamen als Polygone erfasst, die den Gültigkeitsbereichen dieser Namen entsprechen. Für die Flurnamen kommen die Polygone direkt aus der amtlichen Vermessung. Die Landeskarte 1:10000 ist eine vollständig automatisierte Ableitung aus dem Topografischen Landschaftsmodell. Der Name wird innerhalb des Gültigkeitsperimeters platziert, ohne jedoch einen Bezug zu sonstigen Objekten – wie zum Beispiel Gebäuden – herzustellen. Für den Massstab 1:25000 und die Folgemassstäbe wird die automatische Platzierung von einem Kartografen überwacht, der die Position der geografischen Namen bei Bedarf optimiert. Dieser Unterschied bei der Datenverarbeitung (automatisch oder kartografische Redaktion) erklärt die unterschiedlichen Positionen in den verschiedenen Massstäben. Zusätzlich ist zu berücksichtigen, dass die Anzahl der angezeigten Namen abnimmt, je kleiner der Massstab ist.
Die Suchdienste greifen auf die geografischen Namen der Landesvermessung zu. Diese decken die Schweiz und Liechtenstein ab. Geografische Namen im Ausland sind nicht Teil der Landesvermessung und sind somit nicht in unseren Datenbanken gespeichert. Sie werden nur in den ausländischen Bereichen der Landeskarten dargestellt.